Größte Wasserstoffanlage in Deutschland eröffnet
03. Oktober 2022
Um den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren, hat Siemens im oberfränkischen Wunseidel eine der größten Wasserstoff-Produktionsanlagen Deutschlands errichtet.
Rund ein Jahr nach dem offiziellen Spatenstich übergaben Bayerns Ministerkanzler Markus Söder, Siemens-Vorstand Matthias Rebellius und Siemens Financial Services CEO Veronica Beinert die Anlage an WUN H2, vertreten durch die Geschäftsführer Thilo Reisner und Philip Matthes.
1.350 Tonnen grüner Wasserstoff können jährlich durch regenerativen Solar- und Windstrom im Energiepark Wunzeidel produziert werden. Wasserstoff wird von einem Elektrolyseur mit einer Gesamtleistung von 8,75 MW aus der neuesten und leistungsstärksten Produktlinie von Siemens Energy erzeugt.
„Silyzer 300“ basiert auf der Proton Exchange Membrane (PEM)-Technologie, die für die Arbeit mit erneuerbaren Energien optimiert ist. Wasserstoff soll vor allem in den Industrie- und Gewerbebetrieben der Region, aber auch im Straßenverkehr zum Einsatz kommen.
Mit dieser Wasserstoffmenge könnten 400 wasserstoffbetriebene 40-Tonnen-Lkw – bei einer regionalen Reichweite von 150 km pro Tag – ein ganzes Jahr CO2-frei fahren. Durch die Nutzung des in Wunseidel produzierten Wasserstoffs und den Ersatz fossiler Brennstoffe könnten die jährlichen CO2-Emissionen um bis zu 13.500 Tonnen reduziert werden.
Als Generalunternehmer ist Siemens Smart Infrastructure für den Bau der Wasserstoffanlage und den Aufbau eines intelligent überwachten und gesteuerten Stromnetzes verantwortlich.
Abnehmer für grünen Wasserstoff sind die regionale Wirtschaft – von der Glas- und Keramikindustrie über Transportunternehmen und Automobilzulieferer bis hin zu einem benachbarten Sägewerk.
Der Wasserstoff wird dezentral über LKW-Anhänger verteilt, hauptsächlich an Kunden mit einem Umkreis von etwa 150 bis 200 JM (Nordbayern, Thüringen, Südsachsen und Westböhmen).
Darüber hinaus wird nach dem Bau der H2-Tankstelle im Energiepark Wunsiedel, die bis 2023 fertiggestellt werden soll, die regionale Nutzfahrzeugflotte dekarbonisiert.
„Angesichts der wachsenden Probleme der globalen Erwärmung, Energieabhängigkeit und steigender Kosten sind reale Lösungen für die Energiezukunft von entscheidender Bedeutung“, sagte Matthias Rebellius, Mitglied des Vorstands und CEO von Smart Infrastructure bei der Siemens AG.
„Das Wunsiedel-Projekt ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Vision und Initiative in Kombination mit der richtigen Technologie und Finanzierung die Entwicklung einer CO2-freien Stromversorgung vorantreiben können.“
Siemens Financial Services unterstützt das Projekt mit einem intelligenten Finanzierungskonzept und ist mit 45 Prozent an der Betreibergesellschaft WUN H2 beteiligt. Die Rießner-Gase mit Sitz in Lichtenfels hält 45 Prozent der Anteile, die Stadtwerke Wunsiedel (SWW) die restlichen 10 Prozent.
„Zukunftsorientierte Projekte brauchen eine solide finanzielle Unterstützung“, sagte Veronica Bainert, CEO von Siemens Financial Services, dem Finanzbereich der Siemens AG.
„In Wunsiedel haben wir gemeinsam mit einem externen Kreditgeber, der UmweltBank in Nürnberg, die erste Non-Recourse-Projektfinanzierung – also eine Finanzierung ohne Rückhaftung gegenüber Gesellschaftern – der Wirtschaftlichkeit des Projekts für eine solche Anlage in Deutschland bereitgestellt.“
In Wunsiedel ist die Energiewende bereits Realität. Die von der 10.000-Einwohner-Gemeinde verbrauchte Energie ist zu 100 Prozent klimaneutral. Wunsiedel erzeugt Strom und Wärme selbst.
Die Wasserstoff-Produktionsanlage wird an den bestehenden Batteriespeicher von Siemens angeschlossen und beispielsweise an benachbarte Industrien angeschlossen – ihre Abwärme oder Sauerstoffspaltung bei der Elektrolyse.
Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle in der deutschen Dekarbonisierungsstrategie, die Verkehr, Stahlproduktion und die chemische Industrie CO2-neutral macht, und kann für viele Prozesse verwendet werden, die bisher von fossilen Brennstoffen abhängig waren, ohne CO2 bei der Energieumwandlung zu emittieren.
Wasserstoff ist auch ein wichtiger Speicher für erneuerbare Energien. Bis 2030 sollen allein in der EU jährlich 10 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden.
Nach Inbetriebnahme der Wasserstoff-Produktionsanlage beginnt in Wunsiedel die kommerzielle Produktion des Energieträgers H2. Es laufen bereits Verhandlungen, die Kapazität der Anlage auf 17,5 MW zu erweitern.